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G wie Glossar.

Einst waren die Weiten von A nach Z als Enzyklopädien der ganze Stolz vieler Wohnzimmer. Wer es besonders auf sich hielt, hatte selbstverständlich die Unendlichkeiten der roten, blauen oder schwarzen Ledereinbände mit güldener Schrift im Regal: der Brockhaus. Das gesamte, absolute, lückenlose und geniale Wissen in einem Werk, zum Nachschlagen bei Kaffee und Schnittchen. Von Ergebnissen jahrhundertelanger Forschungen in Geologie oder Mathematik bis hin zum Sachwissen über Soziologie bis Politik gab es nichts, das nicht in den Brockhäusern dieser Welt zu finden war – und das in feinster, lupenreiner Sprache.

Dieses Bild ist längst mit Staub bedeckt. Heute vereint sich die gesamte Welt im Wikipedia-Wissen. Gut, mittlerweile werden die Artikel auch nicht mehr von x-beliebigen selbsternannten Experten, sondern von Autoren wie Mobil-Sockenpuppe, PerfektesChaos und Wikiolo verfasst. Wissen von wem man lernt. Und dennoch: heute kann man sich auf das Wissen von Wikipedia zu einem umfassenderen Teil verlassen und es nutzen.

Aber um Wikipedia soll es hier nicht gehen. Auch nicht um den Brockhaus. Sondern vielmehr um das Prinzip eines Lexikons. Genauer um das Glossar. Der Definition nach “eine Liste von Wörtern mit beigefügten Bedeutungserklärungen oder Übersetzungen. Das lateinische Wort glossarium bezeichnet als Objekt ein “Buch”, das alte, veraltete oder fremde Wörter erläutert” (das ist übrigens aus dem Wikipedia-Artikel “Glossar”). Was passiert, wenn man alte durch aktuelle, veraltete durch themenspezifische und fremde durch hinterfragende ersetzt, zeigt das Projekt G wie Glossar. Der Vorläufer des Lexikons erhebt sich aus Asche und Staub und wird zu neuem Leben im Zeitgeist erweckt.

Glossare gab es schon im Mittelalter als Sammlungen für schwierige Wörter. Wörtlich übersetzt (lat. glossarium, gr. glossario) bedeutet es Zunge, Sprache. Glossare sind also Sprache pur. Und so können sie (spöttische) Randbemerkung oder (polemischer) Kommentar zu Ereignissen, Problemen, Themen sein. So sagt es der Duden. G wie Glossar tut genau dies: kommentieren, reflektieren und erklären. Von zeitgemäßen über brisanten bis gesellschaftsrelevanten Themen. Das Glossar liefert dazu den strukturierten Rahmen: 26 Buchstaben ergeben 26 Begriffe und 26 Kommentare. Der Fokus liegt auf kritischem Hinterfragen, Beleuchten verschiedener Sichtweisen, Meinungsäußerung, Öffnen von Gedankenräumen. G wie Glossar erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit oder politische Neutralität, aber auf die Freiheit zu Humor und Zynismus. G wie Glossar ist eine Reihe unterschiedlicher Wort-Sammlungen zu verschiedenen Themen, die aus unabhängiger und freier Subjektivität entstehen und mit Inhalten gefüllt werden. G wie Glossar bietet den Rahmen, die Dinge einfach mal auszusprechen wie sie eben sind: R wie Rassismus: ist einfach scheiße für alle. P wie Patriarchat: Wenn alle Wege nach Rom führen.

Beim Lesen und Erleben von G wie Glossar also gerne mitdenken, mitfühlen, mitgestalten und: Kaffee und Schnittchen nicht vergessen.